WASSERQUALITÄT IN DER SCHWEIZ
Auf www.trinkwasser.ch finden sich – vom Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW) betrieben – einfach und schnell Informationen zur Trinkwasserqualität in fast allen Schweizer Gemeinden.
ERHALT DER WASSERQUALITÄT
Die heutige Trinkwasserqualität ist ein Produkt jahrelanger Investitionen und Anstrengungen. Um dieses aussergewöhnliche Privileg zu erhalten, sind aufgrund aktueller Entwicklungen bestimmte Massnahmen zwingend erforderlich.
Nutzungskonflikte
Die Wasserversorger sind zunehmend mit Nutzungskonflikten konfrontiert. Diese entstehen vor allem mit dem Siedlungsbau und der Landwirtschaft. Problematisch sind Ein- und Auszonungen oder die Nutzung eines bestimmten Gebiets, in dem eine Wasserfassung steht. Umzonungen können Wasserversorger zwingen, eine Fassung schliessen oder chemische Aufbereitungsstufen einbauen müssen.
In den letzten 50 Jahren musste jeder dritte Wasserversorger eine Wasserfassung schliessen, die meisten aufgrund von Nutzungskonflikten.
Die momentane Wassergewinnung kann naturnah ausgeführt werden. Zwei Drittel des aufbereiteten Wassers werden nicht oder nur mit UV-Licht behandelt.
Gewässerschutz
Eine hochqualitative und naturnahe Trinkwasserversorgung setzt intakte, saubere Gewässer voraus. Intensive Nutzung, z.B. durch den Einsatz von Pestiziden oder Dünger, belastet Oberflächen- oder Grundwasser und erschwert die Aufbereitung. Viele Oberflächengewässer überschreiten vorgeschriebene Grenzwerte für Nitrat und Pestizide. Das Risiko besteht, dass dadurch auch Grundwasser langfristig belastet wird. Dies erhöht den Aufwand der Aufbereitung und macht Trinkwasser weniger naturnah sowie teurer.
Pestizide
Pestizide sind eine Sammelbezeichnung für Pflanzenschutzmittel (PSM) und Biozide. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit dem grössten Verbrauch an Pestiziden, rund 2'200 Tonnen jährlich. Deshalb und aufgrund hoher Niederschlagsraten wird der Grenzwert in Gewässern oft überschritten: in landwirtschaftlich intensiv genutzten Zonen sogar bei 70 % der Messstellen. Rund jede fünfte Trinkwasserfassung ist von erhöhter Pestizidkonzentration betroffen. Verschiedene Experten bewerten Pestizide deshalb als die momentan grösste Gefahr der Gewässerqualität.
Antibiotikaresistenzen
In der Schweiz wurden 2020 im Bereich der Veterinärmedizin rund 29 Tonnen Antibiotika verkauft, in der Humanmedizin rund 35 Tonnen verbraucht (Stand 2013). Durch die hohe Verwendung von Antibiotika entstehen schnell Resistenzen gegen diese Wirkstoffe. Obwohl man derzeit eher von einem langfristigen Prozess der Resistenzverbreitung ausgeht, wird die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Umwelt zunehmend als ernstzunehmende Belastung eingestuft.
Nitrat
Die Hauptverwendung von Nitrat liegt in der Düngung von Pflanzen. Natürlicherweise kommen Nitrate in geringen Konzentrationen im Grundwasser vor. Der gesetzlich vorgeschriebene Höchstwert liegt bei 25 mg/l für Rohwasser. Dieser Wert wird an 15 % der Gewässer überschritten, innerhalb von Zonen intensiver landwirtschaftlicher Nutzung an gar 60 %. Betroffen davon sind meist kleine Gewässer.
Gegenmassnahmen
Der Verbund der Schweizer Wasserversorger (SVGW) sowie der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) fordern unter anderem folgende Punkte:
- Wasservorkommen und Infrastruktur müssen im Rahmen verbindlicher Richtpläne gegen Nutzungskonflikte und Risiken gesichert werden.
- Fehlen derartige Planungen, ist die Trinkwasserversorgung in Interessenabwägungen zu priorisieren.
- Die Gewässerschutzgesetzgebung ist konsequent umzusetzen.
- Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden ist in den beiden inneren Grundwasserschutzzonen (Schutzzonen rund um eine Trinkwasserfassung) zu verbieten.
- Als Massnahmen an der Quelle müssen problematische Abwässer beim Verursacher vorbehandelt, alternative Pflanzenschutzmethoden gefördert, besonders gefährliche Stoffe und der Pestizideinsatz durch ungeschulte Anwender verboten sowie das Zulassungsverfahren verbessert werden.
- Die Wasserversorgung muss weiter professionalisiert werden, dies einerseits durch gut ausgebildetes Personal, aber auch durch eine wirtschaftliche und optimierte Struktur der Wasserversorgungen.
In den Schutzzonen S2 und S3 ist derzeit die Verwendung von Pestiziden erlaubt. Eine Forderung des SVGW ist es, dies zu verbieten.
Massnahmen des Bundes
In seiner Agrarpolitik 2022 (AP22) schreibt der Bund verschiedene Massnahmen vor, die der Belastung der Gewässer entgegenwirken sollen. Leider deckt dieses Paket keine der genannten Forderungen ausreichend ab. Ein Interesse, diese nachträglich zu integrieren, scheint derzeit zu fehlen. Diese Entwicklung ist besorgniserregend und wir sind angehalten, der sicheren und hochqualitativen Trinkwasserversorgung den Stellenwert und Schutz zu geben, der ihr zusteht.
ZUSAMMENSETZUNG VON TRINKWASSER
Trinkwasser ist ein hochwertiges Naturprodukt. Die Wasserversorger gewinnen es durch eine möglichst schonende Aufbereitung. Naturnahes Trinkwasser setzt daher intakte Gewässer bzw. die konsequente Einhaltung von Schutzzonen voraus.
Rohwasser und Trinkwasser
Im Folgenden beziehen wir uns auf die Qualität zweier verschiedener Wasser: Oberflächen- und Grundwasser, wie es in der Natur vorkommt – sogenanntes Rohwasser – sowie Trink- bzw. Leitungswasser, wie es aus unserem Hahn fliesst. Diese Unterscheidung ist wichtig und wird oft zu wenig beachtet. Für beide Wasser gelten unterschiedliche Grenzwerte und beide können eine unterschiedliche Qualität aufweisen. Überschreitet beispielsweise ein Bach den Grenzwert an Pestiziden, ist dies problematisch für das lokale Ökosystem und langfristig für die Qualität des Grundwassers. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Grenzwerte im Trinkwasser überschritten werden.
Rohwasser und Trinkwasser müssen unterschiedliche Grenzwerte und hygienische Richtlinien einhalten.
Sauberkeit von Wasser
Fragt man nach der Wasserqualität müssen Sauberkeit und Reinheit differenziert betrachtet werden. Wie jedes Naturprodukt finden wir Wasser nie in seiner chemisch reinen Form. Wasser ist mit wertvollen Mineralien angereichert, enthält aber auch Spurenstoffe. Dies gilt für Leitungs- genauso wie für Markenwasser. Sauberes Wasser entspricht den gesetzlichen und hygienischen Vorschriften. «Reines» Wasser ist entweder ein geschmackloses Destillat oder ein Verkaufsargument.
Wasser ist mit wertvollen Mineralien angereichert, enthält aber auch Spurenstoffe. Dies gilt für Leitungswasser genauso wie für Markenwasser.
Spurenstoffe
Spurenstoffe können ganz unterschiedlicher Art sein und treten je nach Ort (Landwirtschafts-, Siedlungs- oder Industriezone) und Zeit in unterschiedlich hohen Konzentrationen auf. Darunter fallen Metalle, Medikamentenrückstände, Mikroplastik, Keime, Pestizide oder Nitrat. Spurenstoffe können ab gewissen Konzentrationen gesundheitsgefährdend sein. Sauberes Wasser bedeutet entsprechend, dass die Konzentration an Spurenstoffen so tief ist, dass davon bei lebenslangem Konsum keine Gefährdung der Gesundheit ausgeht. Der erlaubte Grenzwert für Spurenstoffe liegt bei Leitungswasser weit unter einem gesundheitsgefährdenden Wert und wird permanent kontrolliert.
Leitungswasser wird permanent auf seine Qualität geprüft.
Mineralien
Wasser enthält viele wertvolle Mineralien, die der Körper braucht. Leitungswasser weist je nach Herkunft (Quell-, Grund- oder Seewasser) mehr oder weniger Mineralien auf. Im Vergleich zu Markenwasser schneidet es sehr gut ab: Nur die Hälfte der handelsüblichen Markenwasser enthalten signifikant mehr Mineralien als Leitungswasser. Ausserdem kann der menschliche Körper nur eine bestimmte Menge an Mineralien aufnehmen, die meisten durch feste Lebensmittel. Folglich bringt Wasser mit hohem Mineraliengehalt unter Umständen keinen Mehrwert.
Umfassende Infos zur Trinkwasserqualität der Schweiz und von allen rund 2'500 Wasserversorgern gibt es hier.
Während seinem natürlichen Kreislauf nimmt Wasser viele wertvolle Mineralien auf.
Messmethoden
In den vergangenen Jahrzehnten entwickelten sich Analyseinstrumente immer weiter. Diese können Inhaltsstoffe bis auf Nanogramm genau angeben. So kann beispielsweise ein einziges Stück Würfelzucker, aufgelöst im Bodensee, nachgewiesen werden. Deshalb zeigt sich heute ein sehr viel detaillierteres Bild von der Zusammensetzung von Wasser und neue Spurenstoffe werden entdeckt. Dieses Wissen ist für die Trinkwasserüberwachung und -aufbereitung zentral: Weil wir unser Wasser immer besser kennen, können nötige Schritte frühzeitig eingeleitet werden, um gegen unerwünschte Stoffe vorzugehen.
Moderne Analyseinstrumente zeigen ein immer detaillierteres Bild des Trinkwassers. Das Wissen um selbst kleinste Mengen von Spurenstoffen hilft, die Qualität weiter zu verbessern.
Wie viel sind Mikro- und Nanogramm?
Spurenstoffe sind im Bereich von Mikro- und Nanogrammen im Wasser vorhanden. Dies kann auf den ersten Blick nach viel aussehen. Folgendes Beispiel zeigt, wie man diese schier unvorstellbar kleine Masseinheit einordnen soll: Trinkt man Wasser mit einer Konzentration von 100ng/l des Arzneimittels Aspirin, hätte man bei einem täglichen Konsum von zwei Litern ganze 700 Jahre, um die Dosis einer einzigen Aspirintablette aufzunehmen.
HERKUNFT DES SCHWEIZER TRINKWASSERS
Für die Versorgung bis zum Haushalt ist der lokale Wasserversorger zuständig. In der Schweiz gibt es über 2'500 Wasserversorger, die meisten davon sind kommunal organisiert. Trinkwasser wird auf verschiedene Arten gewonnen. Je nach geographischer Lage macht eine Art mehr oder weniger Sinn. Grundsätzlich gilt die Maxime, Leitungswasser möglichst naturnah, d.h. mit möglichst wenig Eingriffen auf die Zusammensetzung, aufzubereiten.
Aufbereitung Quellwasser
Kurz vor dem Austritt aus dem Boden wird die Quelle mit Sickerröhren gefasst (1) und über ein Absatzbecken (2) in ein Reservoir (3) und von da in das Versorgungssystem (4) geleitet. Quellwasser hat mehrere Vorteile. Erstens weist es meist keinerlei zivilisatorische Mikroverunreinigungen auf und zweitens entsteht durch den Höhenunterschied der Fassung zu den Haushalten bereits genügend Druck, weshalb fast kein Strom gebraucht wird, um es aufzubereiten und zu verteilen. Dies macht Quellwasser zur ökologischsten und günstigsten Variante der Wassergewinnung.
Aufbereitung Grundwasser
Zur Gewinnung des Grundwassers wird ein Schacht mit kleinen Spalten angelegt (1). Durch diesen fliesst das Wasser und wird von dort ins Reservoir (2) gepumpt und in das Versorgungssystem geleitet (3). Bei Grundwasser reicht eine präventive Behandlung mit UV-Desinfektion meist aus. Neben den natürlichen Reinigungsprozessen während der Sickerung macht dies vor allem der Grundwasserschutz möglich, der die Agrar- oder Industriewirtschaft rund um ein Grundwasserwerk reglementiert. Regelmässige Verstösse gegen diese Gesetze und neue Spurenstoffe forcieren jedoch eine Intensivierung des Schutzes
Aufbereitung Seewasser
Dank strengen Richtlinien für den Gewässerschutz ist Seewasser auch ohne Aufbereitung sehr sauber und hätte meist bereits Trinkwasserqualität. Doch genauso strenge Richtlinien für Trinkwasser fordern eine zusätzliche Aufbereitung, um auch kleinste Rückstände zu minimieren. Die Ozonung tötet Keime und Bakterien präventiv ab (1), Quarzsand filtert grössere Partikel heraus (2), Aktivkohle baut biologisch aktive Substanzen ab (3) und Chlordioxid verhindert die Mikrobenbildung im Netz (4). Von da gelangt das Wasser in ein Reservoir (5) und ins Versorgungsnetz (6). Mit Ionenfiltern wird die Aufbereitung weiter optimiert. Diese Prozesse sind verhältnismässig energieintensiv, doch kompensiert das enorme Volumen der Seen die aufwändige Behandlung und macht sie als Quelle attraktiv.